Alles fing mit einem Gedankenblitz an: Wie wäre es, mit dem Fahrrad durch die ganze Diözese zu fahren und Ortsgruppen von Süd bis Nord zu besuchen? Aus dieser Idee wird Anfang September schnell ernst. Mit einer kleinen Vierergruppe (Ella, Kathi, Tobi und ich) geht es los. Trotz der Vorhersage von Dauerregen haben wir uns von dem Vorhaben nicht abbringen lassen: 430 Kilometer vom Oberallgäu, über Dillingen, Donauwörth, Augsburg, Landsberg bis zum Landjugendhaus Kienberg.
Ganz schön sportlich, vor allem da es die zweite Etappe mit 100 Kilometern in sich hatte. Am Startpunkt in Kempten, eingepackt in regenfester Kleidung und motiviert das Ganze wenigstens anzufangen, geht es los.
Bevor wir es uns in der ersten Ortsgruppe Bad Grönenbach gemütlich machen, halten wir bereits nach wenigen Kilometern bei Kilian in Leubas für eine Radler-Rast an. Zudem bekommen wir eine kleine Führung durch „Die Orangerie“ – ein Dekorationsladen, den Kilians Mutter betreibt. Danach geht es weiter über den Illerradweg nach Bad Grönenbach. Über Stock und Stein, Brücken und wilde Wasserfälle sowie diverse Steigungen kommen wir am Jugendheim an, wo uns Nicole begrüßt. Sie nimmt uns zu einem Rundgang in die Stiftskirche mit. Bei einem gemeinsamen Abendessen und einem Dorfspaziergang lernen wir viel Neues über Bad Grönenbach mit seinem Schloss und Marktplatz und Dorfleben kennen und genießen die abendliche Aussicht vom Lehrgarten. Bereits nach dem ersten Tag wird uns bewusst, dass dies eine schöne, interessante Reise wird, bei der wir uns auf Gastfreundschaft und schöne Begegnungen freuen dürfen. Auch die zweite Etappe von Bad Grönenbach nach Wittislingen ist vollgepackt mit vielen kleinen Glücksmomenten, die unser Radlerherz höherschlagen lassen. Trotz oder gerade wegen der Länge der Etappe von über 100 km ist nicht nur die Kaffeepause bei Johanna in Westerheim ein Stimmungsaufheller. Auch eine zünftige Brotzeit auf dem Supermarkt-Parkplatz fühlt sich für uns wie ein Festmahl an. Zudem erleben wir diverse Motivationsschübe, als wir Landkreisgrenzen überschreiten und die Radwegschilder bereits von der Ferne erkennen. Von Günz zur Kammel über die Donau hangeln wir uns von Fluss zu Fluss, bis wir abends in Wittislingen ankommen. Hier erwarten uns die rund 15 Mitglieder der Ortsgruppe mit einem riesen Topf Chilli con Carne. Wir verbliebenen drei Radler (Ella, Tobi und ich) sind von dieser Gastfreundschaft überwältigt. Die Ortsgruppe lässt den Abend mit uns beim gemütlichen Zusammensitzen und Tischkickertunier im Jugendheim ausklingen. Am folgenden Morgen werden nicht nur sämtliche Johannesbeermarmeladen des Dorfes zusammengetrommelt und zur Verkostung zur Verfügung gestellt, sondern wir tauchen auch in die Sagen und Erzählungen von Wittislingen ein: Vom angeblichen Grabräuber, von der erfundenen Handballmannschaft aus Sri Lanka und vom Geburtshaus des Heiligen Ulrichs können wir einige Geschichten mitnehmen.
Schwerfällig schwingen wir uns in unsere Sattel in Richtung Donauwörth. Dort angekommen, holen wir Christian und Annika ab, die sich spontan dazu entschieden haben mitzuradln. Gleich darauf geht es ins „Ausland“ – in die Diözese Eichstätt nach Buchdorf. Franzi ist so lieb, uns bei sich aufzunehmen. Mit Pizzasemmeln, einem Abstecher zu Bischof Mixa und einer schönen Runde im Landjugendheim lassen wir es uns gutgehen. Von Buchdorf geht es dann wieder in den Süden über Augsburg nach Adelzhausen. Dort wartet schon „Kän’s Kätering“ mit Bratwurstsemmeln und frischen Pommes auf uns. Pfarrer Eberhard Weigl begrüßt uns ebenfalls herzlich und alle laden uns zur monatlichen Feuerwehrübung ein. Im Feuerwehrhaus und beim gemeinsamen Fußballschauen haben wir eine schöne Zeit bei den „bärigen“ Adelzhausenern und dürfen sogar in den Gästezimmern des Pfarrheimes nächtigen. Mit zünftigem Weißwurstfrühstück am nächsten Morgen gut gestärkt, rauschen wir Richtung Hofstetten weiter. Auf dem Weg dorthin sammeln wir Tamara in Geltendorf auf, um gleich darauf einen Abstecher an den Ammersee zu machen. Nach der Abkühlung begleitet uns (O-Ton Tobi) „ein Wilder Siach“ ein Stück des Weges, bis wir schließlich in Hofstetten zum Grillabend eintreffen. In schöner Runde sitzen wir lange zusammen, es kommen Ideen, wie die Radltour in Zukunft aussehen könnte und wir nächtigen das letzte Mal bei einer Ortsgruppe. Das letzte Ziel ist dann endlich nach sechs Tagen Radlerei in Sicht: Der Kienberg. Bei Sonnenschein und viel Wind kämpfen wir uns noch die letzten Kilometer hoch. Wir sind hundemüde aber glücklich und freuen uns auf Dusche und Bett.
Was mit einer Blitzidee begann, wurde letztendlich trotz weniger Teilnehmer doch umgesetzt. Mit geringen Mitteln haben wir viel gesehen und wir sind glücklich darüber, dass wir so viele nette Menschen, Begegnungen, Momente und gegenseitigen Beistand erleben durften. Wir finden, die Radltour hätte eine zweite Chance verdient. Du auch?
Simone Miller