Über einen Umweg zum Traumberuf

Über einen Umweg zum Traumberuf
15. Oktober 2017 Eva Djakowski

Die Wahl des richtigen Berufs machen sich junge Menschen in der Regel nicht einfach. Was entspricht meinen Fähigkeiten? Womit beschäftige ich mich gerne? Wie wichtig ist mir die Höhe des Gehalts? Tobias Aurbacher dachte nach der Realschule zunächst, „dass ich viel, viel Geld verdienen muss in meinem Beruf“, deshalb entschied er sich für die Ausbildung zum Industriekaufmann, holte an der Berufsoberschule sein Abitur nach und nahm das Studium der Wirtschaftswissenschaften auf. „Dann ist mir aber klar geworden, dass es viel schöner ist, einen erfüllten Beruf zu haben, der Spaß macht und bei dem ich meine Fähigkeiten nutzen kann.“ – Und was sind seine Fähigkeiten? „Ich bin gerne unter Menschen und stelle gerne gemeinsam mit Anderen Projekte auf die Beine. In der KLJB wird mir nachgesagt, dass ich Leute gut motivieren und begeistern kann.“ So schwenkte der heute 26-Jährige um und studiert nun im fünften Semester Religionspädagogik in Eichstätt, um Gemeindereferent zu werden. Ganz so einfach war es natürlich nicht.

Den Beruf des Gemeindereferenten kennt der Sontheimer, der bereits seit Kindertagen engagiertes Kirchenmitglied ist, aus seiner Pfarreiengemeinschaft. In der 13. Klasse legt ihm seine Religionslehrerin sogar nah, dieses Arbeitsfeld in Betracht zu ziehen. Das Kohlescheffeln in der Wirtschaft erscheint ihm zu dem Zeitpunkt jedoch dringlicher. Das Studium in Konstanz, das aus viel Mathematik, Ökonomie und Management besteht, gefällt Tobias nicht so gut, wie gehofft. Durch zwei Semester kämpft er sich durch, wie er selbst sagt.

„Dass ich KLJBler werde, war eigentlich vorprogrammiert“

Einen Ausgleich erfährt er in seinem Ehrenamt als Dekanatsvorsitzender der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Ottobeuren. „Dass ich KLJBler werde, war eigentlich vorprogrammiert“, lacht Tobias. Bereits die drei älteren Brüder sind in dem Jugendverband aktiv, außerdem ist die KLJB mit ihren zahlreichen Veranstaltungen, die die Ortsgruppen im Unterallgäu jedes Jahr anbieten, ein prägender Verein. Seit der Firmvorbereitung 2005, die in Sontheim seit jeher durch KLJB-Gruppenleiter organisiert wird, ist Tobias Mitglied im Verband und wird im Alter von 17 selbst Gruppenleiter. Rund vier Jahre lang organisiert er die KLJB-Jugendfreizeit im Unterallgäu, die Minihütte. „Das hat mich geprägt. Durch diese Freizeiten bin ich auf die überregionale KLJB-Arbeit aufmerksam geworden.“ 2014 lässt er sich zum Diözesanvorsitzenden wählen. „Ich wollte mich gerne einbringen und dabei herausfinden, wo meine Fähigkeiten liegen. Ich wollte gerne gemeinsam mit Anderen etwas Sichtbares, Praktisches auf die Beine stellen. Etwas bewegen und meine Zeit sinnvoll nutzen.“ Natürlich schätzt er an seinem KLJB-Engagement auch, „mit netten Leuten eine gute Zeit zu verbringen und dabei schöne Projekte zu realisieren. Mich interessieren hauptsächlich die kleinen Aktionen, bei denen man dann auch direkt ein Ergebnis sehen kann, z.B. die Organisation einer Minihütte. Man plant diese und führt sie durch und schon am Ende der Woche sieht man die zufriedenen Gesichter der Teilnehmer.“ Tobias „Auz“, wie er verbandsintern genannt wird, zeigt sich in seiner Zeit als Diözesanvorsitzender (2014-2017) vor allem als talentierter Netzwerker, dem es gelingt selbst eine lahme Kuh zum Eiskunstlaufen zu motivieren.

Das Ehrenamt zum Beruf machen

Ihm selbst fällt es zu der Zeit allerdings schwer sich für sein Wirtschaftsstudium zu begeistern. Das Studium erscheint Tobias als krasser Kontrast zu allem, was ihm Freude bereitet. 2015 besinnt er sich, absolviert ein vierwöchiges Praktikum in der Pfarreiengemeinschaft Nassenbeuren (bei Mindelheim) und beginnt zum Wintersemester das Studium der Religionspädagogik. „Ich möchte mein Ehrenamt zum Beruf machen. Durch meine Erfahrungen in der KLJB habe ich erkannt, dass es mir unheimlich viel Spaß macht, Menschen zu begeistern und mit ihnen gemeinsam etwas zu bewegen.“

Praxisnah: das Studium der Religionspädagogik

Sein jetziges Studium liegt ihm sehr. Es ist eine Mischung aus Theologie, Pädagogik, Philosophie, Psychologie und Sozialer Arbeit. „Das Studium ist vielseitig und sehr praxisnah.“ Und im Rahmen von Pflichtpraktika lernen die angehenden Gemeindereferenten den Arbeitsalltag kennen. „In dem Job hat man ein vielfältiges Aufgabengebiet, das sich von Pfarrei zu Pfarrei auch unterscheiden kann. Man deckt viele seelsorgerische Bereiche ab.“ Auch der Arbeitsrhythmus hinsichtlich der flexiblen Arbeitszeiten, die der Job zugleich bietet und fordert, sagt Tobias zu. Ein sogenannter 9.00 bis 17.00 Uhr-Job wäre nichts für ihn, dafür nimmt er auch gerne Abend- und Wochenendtermine in Kauf. Auch eine weitere wichtige Voraussetzung, die man als Gemeindereferent mitbringen muss, ist bei Tobias erfüllt: „Ich möchte wirklich gerne für die Kirche arbeiten. Ich bin ein gläubiger Mensch und vermittle Anderen gerne Glauben.“ So ist er auch nach seiner Zeit als KLJB-Diözesanvorsitzender im Arbeitskreis „Spirimobil“ aktiv und in diesem Rahmen für die Gestaltung von Bergmessen, Jugendgottesdiensten und Lebensfeiern mitverantwortlich. Was fehlt „Auz“ denn, seitdem er sein Amt niedergelegt hat? „Hauptsächlich“, lacht er „die neuesten KLJB-Infos als Erster zu erfahren.“

Im Anschluss ans Studium, das voraussichtlich 2019 abgeschlossen sein wird, stehen Tobias noch zwei Jahre als Gemeindeassistent bevor, ehe die Ausbildung vollständig abgeschlossen ist. „Ich möchte mich sehr gerne viel in der Jugendarbeit einbringen. Firmvorbereitung, Ministrantenbetreuung, Jugendverbände – das bereitet mir große Freude.“ So hat auch Tobias – über einen kleinen Umweg – zu seinem Wunschberuf gefunden.

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