Seelsorge auf dem Summer Breeze

Seelsorge auf dem Summer Breeze
25. August 2022 Eva Djakowski

Metal-Musik und Achtsamkeit sowie Spiritualität passen nicht zusammen? Beim jährlich stattfindenden Summer Breeze Open Air gehören sie sogar zwingend zusammen. Schon seit etlichen Jahren übt die evangelische Kirche in einem sogenannten „Awarness-Zelt“ die Seelsorge während des Festivals aus. Dieses Jahr (17.-20.08.2022) gab es auch von katholischer und muslimischer Seite Unterstützung in Dinkelsbühl. Als katholische Seelsorger*innen waren unter anderen auch KLJB-Diözesanseelsorger Bernd Udo Rochna und Eva Konrad (Diözesanvorsitzende) bei dem viertägigen Spektakel dabei.

Ein Team von 30 professionellen und ehrenamtlichen Seelsorger*innen hat sich um die kleinen, aber auch großen seelsorgerischen Probleme der Metal-Fans gekümmert. „Es kommen sowohl Menschen zu uns, die ihren Autoschlüssel verloren haben oder bei denen die Bankkarte eingezogen wurde, als auch solche, die zum Beispiel grundsätzliche oder ganz aktuelle Beziehungsprobleme haben“, berichtet Bernd. Bei Tee, Kaffee oder Wasser und Salzstangen und Chips versuchen die Seelsorger*innen entsprechend zu helfen. Ob mit dem Verweis aufs Fundbüro oder dem Gesprächsangebot über aktuelle Lebenskrisen, die Anliegen und Hilfestellungen im Awarness-Zelt sind so bunt wie sonst die Garderobe kaum eines Metal-Fans. „Kann ich mal mit jemandem reden“, ist in der Regel der Einstiegssatz gewesen und wer gerade Zeit hatte, nahm sich der Person an.

Das Zelt hat sich direkt neben dem Haupteingang befunden und war somit für alle gut sichtbar und auffindbar. „An einem Spitzentag sind rund 350 Besucher*innen gekommen“, berichtet der KLJB-Seelsorger. „Manche tatsächlich mit Gesprächsbedarf, andere aber auch, um einfach einmal Ruhe in dem ganzen Getümmel zu haben.“ Für Bernd, der persönlich der Musik nicht ganz abgeneigt ist, sind die vier Tage Summer Breeze „voller Spannung gewesen. Im Vergleich zum Alltag als Jugendseelsorger wusste ich hier überhaupt nicht, was als nächstes passieren wird. Dieser Einsatz war abseits jeglicher Routine. – Im positiven Sinn.“ Bernd ist auch von der tiefen Spiritualität und der theologischen Kompetenz einiger Metaler, mit denen er ins Gespräch gekommen war, überrascht und beeindruckt. Für ihn war sein Einsatz eine sehr gewinnbringende Erfahrung. Er habe erneut die Erkenntnis bekommen, dass dem äußere Schein nicht immer das folgt, was man erwarte, sagt er weiter. Im kommenden Jahr würde der KLJB-„Geist“ gerne wieder als Seelsorger bei einem der größten Musikfestivals Deutschlands dabei sein. „Dann mit besseren Schuhen“, lacht er.

Besonders gefreut hat sich der 43-Jährige übrigens über die zahlreichen positiven Rückmeldungen zu seinem Beitrag beim Summer Breeze „Von euch müsste es mehr geben. Wenn ihr nicht schon da wärt, müsste man euch erfinden“, haben einige Besucher dankend gesagt. So hat sich gezeigt, dass sich Metal-Musik und Spiritualität keinesfalls ausschließen und das Awarness-Zelt für alle Beteiligten eine Bereicherung gewesen ist.

 

 

Fotos: privat

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