Neues von Martin aus Bolivien

Neues von Martin aus Bolivien
16. April 2015 Simon Steinmayer

Wie ihr in der Überschrift lesen könnt, habe ich wieder Besuch aus der Heimat bekommen. Dieses Mal von zwei Allgäuern, wie sie im Buche stehen. Meine beiden Freunde Thomas und Sebastian (besser bekannt als Johne und Baschtl) haben ihr Versprechen wahr gemacht und sich nach Bolivien aufgemacht, um mich zu besuchen. Über unsere gemeinsamen Erlebnisse möchte ich euch ein paar Zeilen schreiben:

La Paz

Nachdem die zwei in La Paz angekommen sind habe ich ihnen zuerst einmal diese beeindruckende und faszinierende Stadt gezeigt. Mehrere Tage sind wir einfach gemütlich durch Märkte und Markthallen geschlendert oder mit dem Teleferico (Seilbahnnetz in La Paz) durch und zu den einzelnen Stadtteilen gefahren. Höhepunkt war für uns drei der Besuch der Feria in El Alto. Dieser riesige Markt findet immer donnerstags und sonntags statt und ist wirklich riesig. Es ist schwer zu beschreiben, aber auf dem anscheinend größten Markt Südamerikas bekommt man alles was man sich vorstellen kann. Von A wie Autoteile über K wie Kutteln bis Z wie Zahnbürsten; wirklich alles. Obwohl wir fast den ganzen Tag durch den Markt gelaufen sind haben wir wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte des Geländes gesehen.

Salar de Uyuni, die größte Salzwüste der Erde

Da ich ein paar Tage Urlaub genommen habe, konnten wir uns gemeinsam ein paar schöne und interessante Flecken von Bolivien anschauen. Unser erster, dreitägiger Ausflug ging an den Salar de Uyuni, die größte Salzwüste der Erde. Nach einem Tag auf dem beeindruckenden Salzsee mit vorheriger Besichtigung eines Eisenbahnfriedhofs fuhren wir weiter bis ganz in den Süden von Bolivien, in Nationalparks nahe der Grenze zu Chile und Argentinien. Dort gibt es neben zahlreichen Weihern mit Flamingos auch heiße Quellen und Vulkane. Außerdem haben wir zahlreiche Lamas und Alpakas gesehen.
Zu dem wirklich sehr interessanten Ausflug muss man sagen, dass wir eigentlich die ganze Zeit auf über 3800 Metern waren, meist sogar auf gut über 4000 Meter. Der höchste Punkt war ein Pass auf 4800 Metern, wo es dann wegen einem Schneesturm und fehlendem Allrad-Antrieb nicht weiterging.

Nach dem schönen Ausflug wollten die beiden natürlich auch wissen, was ich hier in Bolivien mache und wo ich arbeite. Darum fuhren wir in die Yungas nach Coroico, wo ich ihnen das Internat mit allem was dazugehört zeigte. Da beide Arbeitsklamotten mitgebracht haben, haben wir gemeinsam ein paar Tage „rumgewerkelt“. Höhepunkt war ganz klar, dass Thomas einen alten Fiat-Traktor zum Laufen gebracht hat, der schon jahrelang im Internat herumsteht und an dem sich schon einige bolivianische Mechaniker erfolglos versucht haben. Somit werden die beiden allen im Internat sicherlich in sehr guter Erinnerung bleiben, da der Traktor für alle eine sehr große Arbeitserleichterung bedeutet.

Die Bergarbeiterstadt Potosí

Ein weiterer Ausflug führte uns drei in die Bergarbeiterstadt Potosí. Diese Stadt wird auch als „Tor zur Hölle“ bezeichnet. Reiche Silbervorkommen im Berg „Cerro Rico“ brachten die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert dazu, zahlreiche Minen in den Berg zu treiben. Diese Arbeiten ließen sie von den Inígenas ausführen, von denen bis zum Jahr 1800 über 8 Millionen bei der gefährlichen Arbeit in den kleinen und einsturzgefährdeten Stollen ums Leben kamen. Potosí war einmal die reichste Stadt der Welt, aus den Stollen des Berges soll man 60.000 Tonnen Silber geholt haben – soviel, dass man damit eine Brücke von Bolivien bis nach Spanien hätte bauen können, wohin das gesamte Silber ging. Man sagt, eine andere Brücke hätte man mit den Knochen der im Berg ums Leben gekommenen Arbeiter bauen können…
Auch wenn die Silbervorräte im Berg größtenteils erschöpft sind arbeiten immer noch 15000 Menschen in den Minen und versuchen so, sich und ihre Familien zu ernähren. Bei einer Führung durch einen aktiven Minenschacht sahen wir, dass dort meistens noch wie vor hunderten Jahren mit Hammer und Meißel gearbeitet wird. Das Durchschnittsalter von Männern in Potosí beträgt übrigens 39,5 Jahre; der Großteil stirbt aber nicht durch Unfälle in den Minen sondern an Lungenversagen aufgrund des vielen Staubs in den Stollen. Meistens folgen dann die Kinder ihren verstorbenen Vätern in die Minen nach, um so die Familie weiter ernähren zu können.

Nach Potosí wahren wir noch ein paar Tage in Sucre, der eigentlichen Hauptstadt Boliviens (das ist sie aber nur auf dem Papier). Pünktlich am Karfreitag kamen wir dann wieder zurück nach La Paz, wo sich der Regierungssitz befindet. Da Thomas und Sebastian am Ostersonntag abgeflogen sind, habe ich ehrlich gesagt gar nicht so viel von Ostern in Bolivien mitbekommen. Aber im großen und ganzen ist es ziemlich wie bei uns mit Osternacht etc. In La Paz wurden sogar auch viele Schokoladen-Ostereier verkauft. Ob die aber auch der Osterhase bringt, kann ich euch ehrlich gesagt nicht sagen.

Mehr Bilder findet ihr übrigens auf meiner Internetseite www.martininbolivien.jimdo.com

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